Margrit's Vogeltagebuch 2

Wir freuen uns, hier die weiteren Folgen aus "Margrits Vogeltagebuch" zu veröffentlichen. 

 

Margrit Gadola berichtet auf dieser Seite regelmässig von ihren Erlebnissen, die sie während ihrer Tätigkeit als Anlaufstelle für verletzte Vögel erlebt.

 

Seit ca. 1974 pflegt sie alle Arten von Vögeln. Aus dem ganzen Zürcher Oberland gelangen gefallene Jungvögel nach Egg. Singvögel werden an die Volieren Mythenquai und Seebach weitergeleitet. Greifvögel kommen in die Greifvogel Station Berg am Irchel. Margrit betreibt mit viel Fachwissen jeden Sommer eine «Krankenstation» für junge Mauersegler, in der sie jedes Jahr zwischen 25 und 40 Junge aufzieht, um sie nach 4 – 6 Wochen freizulassen.

 

Margrit hat vom Veterinäramt des Kantons Zürich die Bewilligung zur Führung einer Mauersegler-Pflegestation. 

 

In den ersten Tagen werden die Jungtiere tagsüber alle 30 Minuten mit Bienenmaden und Grillen gefüttert. Dazu kommen noch Wurm- und Milbenmedikamente. Mittlerweile hat sie ein Gefühl entwickelt, wann ihre Schützlinge bereit sind, in den Süden zu starten. Der Abschied fällt ihr oft nicht leicht. Neben einer Flügellänge von 17 cm und etwa 40 g Körpergewicht zeigt eine Hungerphase an, dass der Zeitpunkt für die Freilassung gekommen ist. Als «Dankeschön» kehren die aufgezogenen Tiere in den kommenden Jahren an den Ort ihrer Freilassung zurück.

 

Der Mauersegler oder Spyr verbringt sein  ganzes Leben  in der Luft. Nur für die Aufzucht kehrt er ins Nest zurück. Geschlafen wird in Flughöhen zwischen 1000m und 3000m. Bei Flugspielen erreicht er Geschwindigkeiten bis 100 km/h. Als Nahrung sammelt er im Flug Insekten. Wenn in der Aufzuchtphase schlechtes Wetter herrscht, macht er Jagdausflüge von weit über 100 km Entfernung. Um Energie zu sparen, fallen die Jungen während dieser Zeit in eine Art Dämmerschlaf.

Die Mauersegler brüten oft unter Dachziegeln oder in künstlichen Nestern. Der Spyr ist ein Zugvogel und überwintert im 8000 km entfernten Südafrika.


Samstag, den 11. Februar 2023

Aus Küsnacht wird mir ein abgemagerter Bussard gemeldet, mit dem Tierrettungsdienst soll er nach Berg am Irchel in die Greifvogelstation gebracht werden. Aber nicht allein, denn ein wenig später brachte mir ein Einwohner von Egg ein Sperberweibchen, ein Scheibenopfer. Die beiden wurden also miteinander nach Berg am Irchel gebracht, der Bussard wird aufgepäppelt und ist auf dem Weg zur Besserung. Das Sperberweibchen erholte sich ein paar Tage lang und wurde dann freigelassen Dann kam der Sturm - und «mein>» Sperberweibchen wurde am Boden wiedergefunden und kam zum zweiten Mal in die Obhut der Greifvogelstation. Nach zwei Tagen flog es definitiv in die Freiheit.



Donnerstag, den 9. Februar 2023

«Es gibt keine Zufälle, es fällt einem zu, was fällig ist, alles zu seiner Zeit. Ich bin am Stricken in meinem Stuhl. Aus irgendeinem Grund schaue ich aus dem Fenster - da sass es, ein Sperbermännchen in seiner ganzen Schönheit. Die Zeit, Feldstecher und Fernrohr zu holen und den seltenen Gast eine Weile zu beobachten, hatten wir gerade noch, da machte er sich wieder auf den Weg.



Freitag, den 3. Februar 2023

Seltene Gäste am Futterbrett - was für eine Ehre! Da knabbert doch ein Eichhörnchen (einheimisch) an meinen Meisenknödeln. Es lässt sich auch von unserem Schäferhund nicht stören.

Seit diesem Morgen besucht uns das kleine Schlitzohr jeden Morgen und macht uns grosse Freude.



Donnerstag, den 28. Juli 2022

Telefon aus dem «Fressnapf» in Volketswil. Dort sitzt eine junge Krähe seit einem Tag, ohne dass sie fliegt oder sich bewegt. Die Dame am Telefon hat sie nach Hause genommen und am Tag darauf wieder ins Geschäft gebracht. Beim Heimtransport sass diese Krähe hopp auf ihrer Schulter, dort blieb sie. Sie ist verletzt und muss deshalb auf schnellstem Weg in die Pflege- und Auswilderungsstation von Ivo Zürcher in Sihlbrugg. Auf dem Weg dorthin sitzt sie auf der Schulter der Frau, die sie gerne behalten hätte. Doch Alfred ist ein Wildtier und gehört in die Freiheit. Nach ein paar Tagen Pflege ist es soweit, Alfred darf gesund wieder dorthin, wo er hingehört, in die Freiheit.



Donnerstag, den 14. Juli 2022

David und Goliath

Einem Gärtner, ich nenne ihn Goliath, ist ihm am Morgen beim Heckenschneiden ein Nest mit einem winzigen Vöglein auf den Boden gefallen. Er liest es zusammen und bringt es in seine Baracke.

Er telefoniert mit mir und fragt: "Was tun mit dem Winzling"? Das Nest ist wohl zurück in der Hecke, doch die Eltern füttern es nicht mehr, sind auch nicht mehr zu sehen. Also will er das Vöglein nach Feierabend zu mir bringen. Soweit so gut. Nach Feierabend steht er da vor meiner Haustüre ein sehr junger, sehr grosser Mann mit einem schwarzen Bart und hält in seiner grossen Hand ein kleines Vögelein. Liebevoll, geborgen in seiner Hand, bringt er mir den Zaunkönig (konnte ich erst nach ein paar Tagen bestimmen....), praktisch ohne Federn, mit einem kleinen Schwänzchen. Ein Bild, das ich nie mehr vergessen werde: Der grosse Mann, in seinen grossen Händen ein winziges Kleinod. Solche Erlebnisse darf ich mit «meinen» Vögeln erleben. Schön, nicht wahr.

Nach etwa 10 Tagen ist er vom Tierrettungsdienst abgeholt worden, um in der Voliere Mythenquai ausgewildert zu werden. Ich habe ihn ungern gehen (fliegen) lassen...... mach es gut, kleiner David