16. Juni 2021 Vortrag über den Wolf in der Schweiz


Der NHVE konnte mit grosser Freude David Gerke als Referenten zum Thema:

"Der Wolf ist zurück und…wie weiter?"  

einladen.

Die 25 interessierten Besucher konnten in den knapp 90 Minuten einen sehr spannenden und mit Fakten gespickten Vortrag über den Wolf in der Schweiz erleben. 

 

 

 

 

 

In der Schweiz leben seit 2012 wieder Wolfsrudel, nachdem die ersten Wölfe Jahrzehnte nach ihrer Ausrottung ab 1995 wieder zögerlich die Schweiz besiedelten. Wölfe finden in der Schweiz hervorragende Lebensbedingungen vor mit grossen Wäldern, ausgesprochen hohen Wildbeständen und ausreichend Wasser. Entsprechend breiten sie sich weiter aus, so dass aktuell rund zehn Wolfsrudel in der Schweiz leben. Etwa 100 Wölfe streifen durch die Schweiz. Fazit: Der Wolf wird sich wohlfühlen in der Schweiz und sich weiter verbreiten, wenn man(n) ihn lässt. Nachbarländer beweisen, dass ein nebeneinander von Schaf und Wolf durchaus möglich ist. 

David Gerke ist: Wolf-Beobachter, Biber-Freund, Gewässer-Renaturierer, Schafhirt und Älpler, luchs- und wolffreundlicher Jäger, kormoranfreundlicher Fischer, Präsident der Gruppe Wolf Schweiz (GWS). Begegnungen mit wildlebenden Wölfen in Graubünden, im Wallis, in der deutschen Lausitz und in Nordwest-Spanien sowie mehrjährige Tätigkeit im Monitoring des Wolfes in der Schweiz. Langjährige Erfahrung als Leiter von naturkundlichen Exkursionen (Schwerpunkt Biber, Gewässer und Fische) und Umweltbildungsprojekten.

Andreas Gantenbein begrüsst unseren heutigen Referenten David Gerke, Präsident und Leiter Ressort Wolf von der Gruppe Wolf Schweiz (GWS). Sein Referat streift alle wichtigen Themen rund um den Wolf: Biologie, Geschichte, Einwanderung, Artenschutz, Konflikte, Herdenschutz und vieles mehr. David schöpft seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Erfahrung.


Der Saal füllt sich trotz der Hitze von fast 30 Grad und dem Fussballspiel Schweiz-Türkei.

Der Wolf ist in der Schweiz geschützt, aber er muss sich benehmen und kann sich nicht alles erlauben.

In der Verordnung zum Jagdgesetz sind für den Wolf und eine Reihe weiterer Arten besondere Bestimmungen in Kraft:

Der Bund beteiligt sich zu 80 % an der Vergütung von Schäden, die durch den Wolf an Haustierbeständen angerichtet werden (Art. 10), falls der Kanton den Rest übernimmt.

Die Kantone können nach Rücksprache mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) den Abschuss eines Wolfes erlauben, falls dieser untragbare Schäden anrichtet (Art. 10).

 


Der Wolf ist der Stammvater aller Hunde. Der Hund ist der beste Freund des Menschen. In der Schweiz leben gemäss VHN 505'745 Hunde. Jedes Jahr werden den Schweizer Unfallversicherern 5400 Unfälle, die durch einen Hund verursacht werden, gemeldet. Gemäss SUVA Studie sind es 9'500 Fälle, bei denen ein Mensch durch einen Hundebiss verletzt werden, Tendenz zunehmend. 

Alpsömmerung mit Gefahren.                        Herdenschutz ist ein wichtiges Element und unabdingbar. In einigen Länder wird diese Tradition seit Urzeiten betrieben und ist ein bewährtes Mittel zum Schutze der Herden vor Grossraubtieren.            Krankheiten sind die häufigsten Todesursache von Schafen auf der Alp. Von den 208'974 gesömmerten Schafen starben ca. 4'200 durch Krankheiten oder besondere Ereignisse wie Blitz-oder Steinschlag. 2018 wurden 630 Schafe durch Wölfe gerissen. Wer seine Schafe auf Alpen weiden lässt, wird dafür grosszügig vom Bund unterstützt. Insgesamt werden jährlich ca. 7,1 Millionen Franken als Sömmerungsbeiträge ausgeschüttet.

Anerkannte Massnahmen zum Herdenschutz sind geeignete und speziell ausgebildete Herdenschutzhunde und Elektrozäune. 

Der Bund unterstützt nicht nur die Schafhaltung und –Sömmerung, sondern auch den Herdenschutz. 3 Mio. Franken beträgt dafür das Jahresbudget des Bundesamts für Umwelt BAFU. Für den Unterhalt und Einsatz eines Schutzhundes stellt es etwa 1'500.- bis 3'500.- Franken zur Verfügung. Auch Tierarztkosten und Aufzucht, Nachtpferche, Aufrüstung von Weidezäunen oder das Auszäunen von Wanderwegen werden finanziell unterstützt. Nachweislich vom Wolf gerissene Schafe werden mit 200.- bis über 2000.- Franken entschädigt – der Betrag liegt oft über dem reinen Fleischwert der Tiere.

Beim Schutz von Schafen und Weiden gibt es immer noch einen dringenden Handlungsbedarf. 

Viele Fragen aus dem Publikum werden zum Schluss von David auf eine sehr sympathischer Art beantwortet, ehe George Angehrn ihm einen Geschenkkorb mit lokalen Köstlichkeiten überreicht.